Diskussion: Alpenregion Tegernsee-Schliersee (ATS)

Stellungnahme des Schlierseer Gemeinderats zur Fusion



Schlierseer Gemeinderäte erklären ihr Nein zur ATS-Fusion

 

Achtzehn Schlierseer Gemeinderäte haben den Beitritt zur Alpenregion Tegernsee-Schliersee nach dem bisherigen Konzept abgelehnt. Hier im Wortlaut die öffentliche Stellungnahme:

 

 „Seit mehr als vier Jahren setzt sich der Gemeinderat Schliersee bereits intensiv mit dem Konzept und Vertragswerk zur Fusion der Tourismusstrukturen im Landkreis Miesbach konstruktiv auseinander, begleitet von der Firma Project M, beauftragt durch den Landkreis. Trotz des erstrebenswerten Grundgedankens zur Bündelung gemeinsamer touristischer Energien bestanden von uns als zweitstärkste Tourismusgemeinde im Landkreis von Beginn an Zweifel an der personellen, finanziellen und gerechten Lösung und Umsetzung touristischer Vermarktung. Leider bewirkten mehrfach geführte Gespräche keine Annäherung, und Vorschläge stießen nicht auf Akzeptanz. Letztlich ist es den Verantwortlichen in den letzten Jahren nicht gelungen, das immer wieder geforderte Vertrauen in das Großprojekt aufzubauen.

 

Bis zum heutigen Tag wurden zwar unsere Bedenken immer wieder protokolliert, aber nie befriedigend in das Vertragswerk integriert. Umformulierungen in den Verträgen, die letztlich aber keine Lösung der Probleme darstellten, sind keine Basis zur Befürwortung eines solchen Projektes. Tatsächlich durch uns erreichte Änderungen im Vertragswerk, wie etwa den Umgang mit ,Altlasten‘, sehen wir als finanziellen Erfolg für mehrere Gemeinden, nicht aber als Hauptkriterium für gut funktionierenden Tourismus. Da wir uns in erster Linie unseren Gastgebern, Bürgern und Gästen verpflichtet fühlen, können wir in dieses bis heute vorgelegte Konzept nicht einwilligen, da es keinerlei Verbesserung der Situation für Schliersee erkennen lässt.

 

Eine fruchtbare Entwicklung und Zusammenarbeit des Tourismus ließe sich im Laufe der Zeit in bestimmten Teilbereichen, wie z.B. Marketing (teilweise bereits umgesetzt), einheitliche Gästekarten, ,Freie Fahrt‘ usw. sinnvoll ausbauen und umsetzen. Die bereits bestehende ATS könnte hierfür als Grundgerüst dienen.

Nachdem der Kreistag aber nun dem bereits feststehenden, nicht mehr verhandelbaren Vertragswerk zugestimmt hatte, sahen wir Schlierseer Gemeinderäte nur durch ein klares Nein die letzte Möglichkeit, wieder in Verhandlungen zu treten. Natürlich liegt uns auch weiterhin ein vertrauensvolles und konstruktives Miteinander mit allen Gemeinden im Landkreis am Herzen, stehen jedoch weiterhin zu unserer Überzeugung und zum Wohle für den Tourismus in Schliersee.“

 

Die Gemeinderäte: Ursula Bommer, Rolf Dombrowsky, Sylvia Grundbacher, Florian Guggenbichler, Jürgen Höltschl, Pius Kieninger, Gerhard Krogoll, Astrid Leitner, Max Leitner, Benno Lindner, Robert Mödl, Bernd Petters, Christian Pötzinger, Klaus Pusl, Peter Sprenger, Gerhard Weitl, Johanna Wunderle und Florian Zeindl


MERKUR Online am 11.10.2013

 

ATS: Letzter Rettungsversuch im November

 

Schliersee - Im November soll der Schlierseer Marktgemeinderat erneut über die Fusion der Tourismus- organisationen im Landkreis abstimmen. Schon im Vorfeld machen die Akteure aber klar: Zugeständnisse an Schliersee wird es nicht geben.

 

Schliersee hat im September als einzige Gemeinde im Landkreis die Fusion von Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS) und Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) zu einer gemeinsamen Tourismusorganisation abgelehnt - und damit nicht nur den Zeitplan, sondern das gesamte Projekt in Gefahr gebracht. Im Hintergrund basteln die Verant- wortlichen mittlerweile mit Hochdruck an einer Lösung. Ziel bleibt die Fusion, realistischer-

weise aber nicht mehr zum 1. Januar 2014, sondern erst zum 1. Januar 2015. Schliersee soll auf jeden Fall an Bord sein. „Das ist wichtig und machbar“, sagt der Fischbachauer

Bürgermeister Josef Lechner (CSU), der der Steuerungsgruppe Tourismus angehört. „Denn die Alternative wäre ATOS, eine Alpenregion Tegernsee ohne Schliersee. Auf Dauer würde eine kleine touristische Einheit wie Schliersee das nicht durchstehen.“ Lechner rechnet deshalb fest damit, dass die dritte Abstimmung im November - nach der Verabschiedung eines alternativen Beschlusses im Juli und der Ablehnung des einheit-lichen Grundsatzbeschlusses im September - pro Fusion ausfällt. Derzeit bemühten sich die Touristiker, „auf klarer formulierte Fragen noch klarer formulierte Antworten“ zu finden. „Es wird aber keine Zugeständnisse geben“, stellt der Bürgermeister klar. „Dafür hätten die anderen Gemeinden, insbesondere im Tegernseer Tal, zu Recht kein Verständnis.“

 

Auch Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) schließt einen Sonderweg für seine Gemeinde aus. „Das haben wir auch nie verlangt“, sagt er. Sehr wohl wolle man gewisse Dinge aber geregelt und vorab besprochen wissen. Insbesondere beim Personal hat Schliersee noch großen Klärungsbedarf. „Wenn alle Punkte zu unserer Zufriedenheit geklärt sind, werden wir mit Sicherheit zustimmen können“, kündigt Schnitzenbaumer an. „Auch wir wollen ja die Zusammenarbeit und eine gemeinsame Tourismusorganisation für den Landkreis.“

Alpenregion Tegernsee-Schliersee (ATS) – Wie geht es weiter? Merkur-Online vom 20.9.2013 Interview mit Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU)

 

-Welche Reaktionen hat Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer bekommen? „Nur unangenehme“, sagt der Rathaus-Chef. Am härtesten war für Schnitzenbaumer wohl am Mittwoch die Teilnahme an der Sitzung der Steuerungsgruppe des Masterplans Tourismus. Bevor diese sich mit der Zukunft befasste, wurde „ordentlich Dampf abgelassen“ berichtet Schnitzenbaumer. Es gibt aber auch positive Reaktionen. Auf unserer Homepage kommentiert ein User: „Hut ab vor den Schlierseern. Sie haben Rückgrat.“

 

-Wer sitzt eigentlich in dieser Steuerungsgruppe? Die Leitung hat Cornelius Obier, Geschäftsführer der Beratungsfirma Projekt M, die den Masterplan Tourismus betreut, die Geschäftsführer der beiden Tourismusverbände im Landkreis, Harald Gmeiner (ATS) und Georg Overs (TTT). Dazu je ein Bürgermeister aus den drei Teilregionen Tegernsee, Landkreis-Norden und Schlierach-/Leitzachtal, nämlich Josef Bierschneider (Kreuth), Andreas Hallmannsecker (Valley) und Josef Lechner (Fischbachau). Seit zwei Sitzungen ist immer auch Schnitzenbaumer als Vertreter der zweitbedeutendsten Tourismusgemeinde Schliersee dabei. Ferner gehören der Schlierseer Gäste-Info-Leiter Mathias Schrön und Miesbachs Tourist-Info-Chef Martin Fischhaber dazu.

 

-Müssen die Schlierseer die Steuerungsgruppe nun verlassen? Nein. Sie ist Bestandteil des Masterplans Tourismus, in dem die Zusammenführung der Organisationsstrukturen zwar das bedeutendste, aber eben nur ein sogenanntes Leitprojekt ist. Es gibt noch elf andere. Die Vollintegration ist im Masterplan für Ende 2014 vorgesehen und war um ein Jahr vorgezogen worden. Ein Grund: Die dazu notwendigen Beschlüsse sollten noch von den amtierenden Gemeinderäten gefasst werden.

 

-Stichwort Gemeinderat: Wie oft hat sich das Schlierseer Gremium allein mit dem Thema Vollintegration befasst? Neben den drei öffentlichen Sitzungen im Juni, Juli und September gab es heuer auch drei nicht öffentliche Klausur-Sitzungen und ein Arbeitstreffen von einer guten Handvoll Gemeinderäten mit Vertretern der Steuerungsgruppe. Wohl kein anderes kommunales Gremium hat sich so intensiv mit dem Beschluss befasst.

 

-Der Beschluss hört sich an sich völlig harmlos an. Warum haben die Schlierseer ihn trotzdem abgelehnt? Der Gemeinderat hält es für den ehrlicheren Weg, sich vorher auch wichtige Details anzusehen – speziell jene, an denen nicht gerüttelt wird – anstatt erst Ja und eventuell später Nein zu sagen. Da er einige Fragen als nicht hinreichend geklärt empfand, die Steuerungsgruppe aber auf eine Entscheidung pochte, sagte er Nein. Und: Zum Beschluss gehört auch der Kosten- und Finanzierungsschlüssel. Der bereitet den Schlierseern Bauchschmerzen.

 

-Warum wollen Gäste-Info-Mitarbeiter nicht zur ATS wechseln? Mit einem Wechsel ist eine gewisse Schlechterstellung verbunden. Eine GmbH kann Pleite gehen und betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Ferner gibt es im öffentlichen Dienst eine eigene Altersvorsorge. Nicht zuletzt mag die Äußerung von Obier im Mai eine Rolle gespielt haben, wonach man sich gegebenenfalls auch von Personal trennen muss.

 

-Wieso gab es vor der Beschlussfassung im Gemeinderat keine Wortmeldungen? Die Fraktionen, so Schnitzenbaumer, seien auf ihn zugekommen und hätten um dieses Vorgehen gebeten. Zum einen wollte niemand bei einer so wichtigen Entscheidung Wahlkampfreden schwingen, zum anderen wäre ein Einzelner nach einer Wortmeldung womöglich Gefahr gelaufen, dass speziell er attackiert wird.

Tourismus in Schliersee seit über 150 Jahren
Tourismus in Schliersee seit über 150 Jahren

Merkur online

vom 18. Sept. 2013

 

Der Masterplan Tourismus gerät ins Wanken. Zu einer Entscheidung gedrängt, sagt Schliersee Nein. Den Grundsatzbeschluss zur baldigen Fusion der Tourismusverbände im Landkreis hat der Gemeinderat jetzt abgelehnt. Und zwar klar mit 18:1. Einziger Befürworter war nicht etwa Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU), der mit seiner Haltung einem der Vorzeigeprojekte seines Partei-Freundes Jakob Kreidl Sand ins Getriebe streut. Nur Klaus Pusl (PWG) sagte Ja.

Allerdings betonen die Schlierseer: Auch sie sind für eine Zusammenführung der Strukturen in Marketing und Vertrieb - und zwar ausdrücklich. Den vorliegenden Beschluss wollen sie - anders als die 16 anderen Städte und Gemeinden im Landkreis - nicht mittragen, weil die Kosten hoch und Fragen in Sachen Personal ungeklärt sind. Ferner würden ihnen zu viel Kontrollmöglichkeiten verloren gehen. Gespräche zwischen Schliersee den Touristikern brachten für die Gemeinde kein befriedigendes Ergebnis. Klar war aber: Schliersee muss über den Grundsatzbeschluss abstimmen, damit es überhaupt weitergehen kann.

Wohin nun die Reise führt, ist unklar. Am Mittwoch kommt der Vorstand des Tourismusverband Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS) zusammen. Die ATS, so war der Plan, sollte mit der Tegernseer Tal Tourismus GmbH fusionieren. 16 Gemeinden hatten dem zugestimmt. Schliersee - gemessen an den Übernachtungszahlen die Nummer zwei im Kreis Miesbach - schert nun aus. Das war nicht vorgesehen.

Merkur online

vom 18.7.2013:

 

ATS-Fusion unter Vorbehalt

 

Schliersee - Ein klares Ja sieht anders aus: Der Schlierseer Gemeinderat sieht nach wie vor Gesprächsbedarf bei der Tourismusfusion im Landkreis. Statt der Absegnung des Grundsatzbeschlusses schlugen die Räte nun einen alternativen Weg ein. Schon im Vorfeld der jüngsten Gemeinderatssitzung galt Schliersee als Wackelkandidat in Bezug auf die Beschlussfassung zur Fusion der Tourismusorganisationen im Landkreis. Nachdem der Marktgemeinderat auch auf Klausurtagungen mit der Projektgruppe immer wieder seine Bedenken geäußert hatte, ist es nun zu einem weiteren Signal gekommen: Der Grundsatzbeschluss über die Zusammenführung von Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS) und Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) wurde weder abgelehnt, noch wurde ihm uneingeschränkt zugestimmt.

 

Stattdessen wählte die Marktgemeinde einen anderen Weg. Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) legte einen alternativen Beschlussvorschlag vor, worin der Gemeinderat zwar eine Zusammenführung der Strukturen in Marketing und Vertrieb grundsätzlich befürwortet, aber gleichzeitig auf einer Erarbeitung von weiteren Schritten und Handlungsoptionen gemeinsam mit ATS, TTT und dem Beratungsunternehmen Project M besteht. Demnach müssten laut Geschäftsleiter Jörn Alkofer erst noch grundsätzliche Fragen zur Wirtschafts- und Personalplanung beantwortet werden. Zudem erwartet sich Schliersee eine ernsthaft ausgearbeitete Alternative zur groß angelegten Tourismusfusion mit einem schlankeren Verwaltungsapparat sowie einer vorerst nur stufenweisen Einführung der neuen Strukturen. „Am Ende wollen doch alle eine schlagkräftige Organisation“, begründete Schnitzenbaumer dieses Vorgehen.

 

Trotz des eigenen Wegs machte der Bürgermeister nochmals deutlich, dass Schliersee „diesen ersten Schritt zur Tourismusfusion auf jeden Fall mitgehen möchte“. Auf Basis dieses Beschlusses könne die Arbeit am Projekt in jedem Falle weitergehen, sagte Schnitzenbaumer. Der Gemeinderat war sich aber einig, dass über die Details in den nächsten Monaten noch viel gesprochen werden muss.